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Vor über 100 Jahren entstanden praktisch zeitgleich zwei mechanische Varianten von Einspritzsystemen für Dieselmotoren. Eine Variante erzeugte den Einspritzdruck für die Einspritzung des Kraftstoffs mit einem scharfen Pumpennocken. Die andere Variante speicherte den Druck in einem im Injektor integrierten Speicher. Anschliessend wurde die Einspritzung mechanisch ausgelöst. Die erste Lösung kam zum Zug, da die zweite Variante in einer mechanischen Ausführung keine Vorteile zu bieten hatte. Das System mit scharfem Pumpennocken wird noch heute eingesetzt.

Mit dem Aufkommen elektronischer Steuerungen in den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts bekam die Lösung mit Druckspeicherung eine zweite Chance. Es gelang, geeignete Injektoren mit elektromagnetischer Ansteuerung zu entwickeln. Mit einer elektronischen Steuereinheit konnte der Einspritzvorgang somit flexibel gesteuert werden. Die Druckerzeugung erfolgt mit einer Hochdruckpumpe für alle Injektoren. Der so bereit gestellte Druck wird den Injektoren in einer gemeinsamen Leitung („Common Rail“) zugeführt. Damit war jene Flexibilität der Dieseleinspritzung geschaffen worden, welche den Durchbruch der Common Rail Dieseleinspritztechnologie hervorbrachte.

Die Serieneinführung des Common Rail Einspritzsystems fand im Jahr 1997 zeitgleich für Personenwagen- und für Schiffsdieselmotoren statt. Im Bereich der Nutzfahrzeuge erfolgte die Trendwende hin zur Common Rail Einspritzung in der ersten Dekade dieses Jahrtausends.

Eine technische Revolution

Die Common Rail Einspritzung hat den Dieselmotor revolutioniert. Bei Personenwagen wurden spezifische Leistungen von über 100 PS pro Liter Hubraum und Maximaldrehmomente von imposanten 200 Newtonmetern pro Liter möglich. All dies mit bemerkenswert niedrigen Treibstoffverbrauchswerten und einer Abgasqualität, die noch wenige Jahre zuvor unvorstellbar war.

In der Zwischenzeit haben Common Rail Systeme im Personenwagen- und im Nutzfahrzeugsektor die etablierten Systeme mit einem scharfen Pumpennocken vollständig abgelöst. Bei grösseren Dieselmotoren für Diesel-elektrische Lokomotiven, für Schiffe, grosse Erdbewegungsmaschinen und zur Stromerzeugung ist die flächendeckende Einführung und Anwendung der Common Rail Einspritztechnologie der Puls der Realität.

Die Common Rail Technologie ist auch der Schlüssel, wenn neue, grüne Kraftstoffe bei Verbrennungsmotoren mit Selbstzündung, also mit Dieselprozess, zur Anwendung kommen. Der Selbstzünder ist bekanntlich jener motorische Prozess mit dem höchsten thermodynamischen Wirkungsgrad. Eine neue, CO2-neutrale Ära des Hubkolbenmotors hat begonnen.

Die den Common Rail Einspritzsystemen inhärente Flexibilität ist mit der Verwendung grüner Kraftstoffe voll verfügbar und wird bezüglich Motor-Abgasemissionen einen wesentlichen Beitrag für eine Treibhausgasneutrale Zukunft leisten.

Der hohe volumetrische Energieinhalt der Kraftstoffe führt dazu, dass der Hubkolbenmotor mit Selbstzündung und Common Rail Technologie auch in Zukunft seinen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität leistet, besonders wenn es sich um Grossmotoren handelt.